Rapsöl gestern und heute

Von seinen Anfängen als Brennstoff für Lampen bis zur Entwicklung gesunder und vielseitiger Sorten hat Rapsöl eine bemerkenswerte Wandlung durchgemacht.

16./17. Jahrhundert

Raps wird in Deutschland und den Niederlanden in grossem Stil zur Gewinnung von Lampenöl angebaut.

18. Jahrhundert

In der Schweiz taucht die Pflanze «Lewat» oder «Klewat» auf. Eine Frage ist bis heute ungeklärt: Handelte es sich um Raps oder die botanisch eng verwandte Rübsenart?

19. Jahrhundert

Rapsöl wird als Schmieröl für Dampfmaschinen genutzt. Wegen des hohen Gehalts an bitterer Erucasäure und scharfen Glucosinolaten werden die damals verfügbaren Sorten kaum als Lebensmittel verwendet.

Jahr 1902

Die Erfindung der Margarine und der Fetthärtung ermöglicht die Herstellung von streichfähigen Speisefetten aus Rapsöl und anderen Pflanzenölen.

1930er Jahre

Aufgrund von günstig importiertem Erdöl und tropischen Speiseölen wird der Rapsanbau in der Schweiz drastisch reduziert.

1940er Jahre: Der Rapsanbau erlebt während des Zweiten Weltkriegs eine Renaissance, um die Schweizer Speiseölversorgung zu sichern.

Jahre 1949 & 1950

Trotz Rückgang des Anbaus nach dem Krieg hält der Bundesrat am Rapsanbau zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung fest.

1950er-Jahre

Die Qualität des Rapsöls verbessert sich, und der Preis liegt deutlich unter dem der importierten Öle.

1960er-Jahre

Durch die Züchtung von erucasäurefreien Rapssorten wird das Rapsöl weniger bitter und somit schmackhafter und erlebt einen neuen Aufschwung.

In der öffentlichen Diskussion werden die gesundheitlichen Vorteile von Rapsöl hervorgehoben, da es den Bedarf an ungesättigten Fettsäuren deckt und vor Herzinfarkt schützen kann. Auch das im Rapsöl enthaltene Vitamin F wird positiv hervorgehoben.

1970er-Jahre

Erucasäurefreie Rapssorten erobern den Schweizer Markt, vor allem als Salatöl.

Der inländische Rapsanbau deckt 10% der Schweizer Versorgung mit pflanzlichem Fett.

Bedenken wegen der schädlichen Wirkung der Erucasäure im Rapsöl werden thematisiert. ETH-Professor Alwin L. Prabucki empfiehlt zwar pflanzliche Öle, rät aber von der Verwendung von Rapsöl ab. Das beschert dem Rapsöl ein langanhaltendes Imageproblem.

1980er-Jahre

Durch die Entwicklung von «Doppel-Null-Sorten» mit niedrigem Glucosinolat-Gehalt wird die Qualität des Rapsöls weiter verbessert. Doppel-Null-Raps eignet sich sowohl als Speiseöllieferant als auch als eiweissreiches, sojaähnliches Viehfutter.

1990er-Jahre

In der Schweiz werden die ersten Doppel-Null-Sorten geerntet: Die Sorten «Arabella» und «Librador».

Eine weitere Innovation folgt: Hybridsorten, die durch die Kreuzung von Inzuchtlinien entstehen und höhere Erträge sowie eine bessere Krankheitsresistenz bieten. Frankreicht führt 1994 die weltweit erste Hybridsorte ein. In der Schweiz wird 1996 die erste Hybridsorte ausgesät und im Jahr darauf die Sorte «Synergy» geerntet. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt im Rapsanbau dar.

2000er-Jahre

Die Liberalisierung des Ölsaatenmarktes führt zu Innovationen, wie LL- und HOLL-Rapssorten, die Transfettsäuren in den Lebensmitteln reduzieren.

LL = low linolenic, also geringer Anteil an Linolensäure

HOLL = high oleic low linolenic, also verminderter Gehalt an Linolensäure und erhöhter Gehalt von Ölsäure

2010er-Jahre: Die Schweiz sät erstmals HOLL-Hybridsorten, die höhere Erträge und bessere Krankheitsresistenz bieten.

Jahr 2020 

Insgesamt 6'501 Landwirtschaftsbetriebe – und damit der grösste Teil der Rapsproduzenten – sind für die Produktion von Raps nach den Richtlinien von «Suisse Garantie» zugelassen.